Zum Ende der jugendlichen Modelleisenbahn leistete ich mir einen Umbauwagen, der schöner detailiert war als das seinerzeit übliche Märklin-Rollmaterial. Es war ca. 1975 die letzte Anschaffung meines Jugendhobbys gewesen. Leider entgleiste dieser Waggon immer und er bekam einen Platz im Regal an meinem Schreibtisch. Als kurze Zeit später die elektrische Eisenbahn abgebaut wurde, blieb der Wagen als einziges Objekt übrig. Er war folglich auch nicht dabei, als vor sieben Jahren die Kartons mit der Eisenbahn von meinem Sohn wiederentdeckt wurden.
Dieser Waggon steht stellvertretend für ein Schicksal, welches wahrscheinlich vielen Arrangements zu Hause widerfährt. Wenn man sich länger mit der Modelleisenbahn beschäftigt, stellt man fest, dass eigentlich nichts passt. Die Waggons sind verzerrt dargestellt, die Kurven viel zu eng, überhaupt stimmen keine Längen auf der Anlage, alles ist geschrumpft. Will man es im richtigen Verhältnis darstellen, reicht der Platz vorne und hinten nicht mehr oder man muss soviel weglassen, dass man sich besser auf einen Busbahnhof beschränkt. Je mehr man herausfindet, auf welche Kompromisse man sich alle eingelassen hat, um so mehr wird einem dadurch das Hobby verleidet. Wenn man dann noch in Katalogen Bilder mit viel schöneren Gleisen als den damals üblichen Märklin M-Gleisen betrachtet, so wie ich es stundenlang im neu erschienenen Röwa-Katalog gemacht habe, dann vergeht tatsächlich die Lust auf die eigene Anlage. Und wenn dann auch noch so kleine Lichtblicke wie der wunderbare Umbauwagen dauernd entgleisen, dann zieht man irgendwann gefrustet einen Schlussstrich. Alternative Beschäftigungen boten sich genug an und die Eisenbahn geriet ins Hintertreffen.
Zum Wiedereinstieg habe ich mir vorgenommen, mich von filigranem und detailiertem Material und großzügigen Gleisentwicklungen nicht mehr verführen zu lassen und mich mit der Unvollkommenheit und Enge zu Hause zufrieden zu geben. Für die weitläufige und korrekte Darstellung der kleinen Bahn gibt es die Schauanlagen.
Diese Woche habe ich den Keller freigeräumt, um für Vince eine kleine Werkstatt einrichten zu können. Dabei habe ich Kartons geöffnet, die schon zwei Umzüge unberührt überstanden hatten. Heute hielt ich dann den Umbauwagen wieder in meinen Händen. Ich veränderte das Radsatzinnenmaß und konnte ihm somit endlich Manieren beibringen. Er entgleist nun selbst auf den alten Märklin M-Gleisen nicht mehr. Auch die moderneren Märklin C-Gleise und die Trix C-Gleise meistert er.